Tipps & Tricks: Online-Marktplatz mit Mirakl & Shopify

Online-Marktplatz mit Mirakl und Shopify: Welche zentralen Herausforderungen musst Du lösen?

In diesem Artikel berichten wir über die Umsetzung eines Online-Marktplatzes auf Basis von Mirakl und Shopify. Das Projektziel lag dabei auf einer schnellen Time-to-Market, wobei einige Herausforderungen gemeistert werden mussten.

13
June
 
2024
Mike Schnoor

Stell Dir vor, Du möchtest ein neues digitales Geschäftsmodell für Dein Unternehmen aufbauen. In kürzester Zeit willst Du eine E-Commerce-Plattform entwickeln, auf der möglichst viele Einzelhändler zum Start mit an Bord sind und eine breite Produktpalette für potenziell interessierte Käuferinnen und Käufer zur Verfügung steht. Deine Wahl fällt in diesem Projekt auf einen Online-Marktplatz – mit Mirakl und Shopify.

Das Projekt im Überblick: Ein Online-Marktplatz mit kurzer Time-to-Market

Mirakl ist eine führende SaaS-Lösung für die effiziente Verwaltung von Marktplätzen und Dropshipping-Geschäften von Drittanbietern. Die Technologie fördert den Aufbau digitaler Beziehungen zwischen Unternehmen, Verkäufern und Verbrauchern. Mit seiner MACH-Architektur bietet Mirakl erstklassige Funktionalität, agile Bereitstellung und unbegrenzte Skalierbarkeit für unsere Kundenprojekte. Die Cloud-basierte SaaS-Technologie ermöglicht zudem eine nahtlose Integration mit bestehenden Systemen und anderen E-Commerce-Plattformen.

Shopify ist ideal für einen wirklich schnellen Einstieg in den E-Commerce. Mit einem No-Code-Ansatz ermöglicht Shopify, dass wir für unsere Kunden schnell einen digitalen Vertriebskanal aufbauen – meist als Proof of Concept konzipiert. Standard-Funktionen, Templates und Plugins sind out-of-the-box verfügbar, was eine schnelle Implementierung ohne großen Coding-Aufwand ermöglicht.

Die Kombination dieser beiden Technologien bietet nicht nur Vorteile, sondern erforderte auch die Lösungsideen für drei zentrale Einschränkungen, die wir hier näher erläutern.

Vorteile und Herausforderungen bei der Implementierung

Durch die Kombination von Mirakl und Shopify konnten wir den Marktplatz schnell und effizient aufbauen. Das Projektziel einer schnellen Time-to-Market konnte leicht erreicht werden. Mirakl ermöglicht die einfache Integration von Drittanbietern und die Verwaltung des Marktplatzes, während Shopify eine bewährte Storefront und einfache Konfigurationsmöglichkeiten bietet. Grundsätzlich bildet ein solcher Marktplatz ein solides System, aber speziell für das Szenario in Deutschland ist die Kombination beider Systeme nicht ganz ausreichend.

1. Herausforderung: Themes in Shopify

Shopify verbietet die direkte Anpassung der standardisierten Storefront Themes. Die Individualisierung des Corporate Brandings eines Markenshops wird durch diese Einschränkung erheblich erschwert. Die Alternative, ein eigenes Theme komplett neu von einem Entwicklungsteam zu erschaffen, bedeutet wiederum, dass der Vorteil einer schnellen Time-to-Market prinzipiell zunichte gemacht wird, da die Erstellung eines Themes sehr viel Zeit in Anspruch nimmt.

Aus diesem Grund wurden im Rahmen der schnellen Time-to-Market die standardisierten Themes verwendet und diese so weit wie möglich angepasst. Dies erforderte jedoch Kompromisse beim Design. Eine langfristige Lösung könnte die Entwicklung eines eigenen Themes sein, sobald der Marktplatz etabliert ist. Dieses Vorgehen steht also nicht im Widerspruch zum Ziel einer schnellen Time-to-Market.

2. Herausforderung: Unterschiedliche AGB im Checkout-Prozess

Marktplätze verhalten sich von der Aufmachung her für die User wie ein Shop – und nicht wie eine Plattform mit mehreren angeschlossenen Händlern. Dies muss eigentlich im Checkout-Prozess deutlich gemacht werden, damit User die jeweiligen AGB der einzelnen Händler bzw. Verkäufer akzeptieren – und nicht nur die AGB des Marktplatzanbieters. Schließlich kommt immer ein Vertrag zwischen Käufer und Verkäufer zustande und nicht mit dem Marktplatzbetreiber, der nur die Plattform bereitstellt.

Dies ist vergleichbar mit dem Marktplatz im realen Leben: Eine Stadt, Gemeinde oder Kommune stellt einen Platz am Markttag zur Verfügung. Die Händler buchen ihre Standfläche gegen eine Gebühr und verkaufen dort nur direkt an die Käuferinnen und Käufer. Als Marktplatzanbieter ist eine Stadt, Gemeinde oder Kommune nicht in dem Verkaufsprozess involviert. Online bedeutet dies wiederum, dass unsere Kunden den Marktplatz nur bereitstellen, auf dem viele Händler ihre Produkte präsentieren und diese direkt an die User verkaufen. Letztendlich wird die Ware nicht von dem Marktplatzbetreiber verschickt, da er nur die Plattform für den Verkauf anbietet, sondern über den Händler direkt.

Bei Marktplätzen muss der Nutzer daher für jedes Produkt die AGB des jeweiligen Verkäufers akzeptieren – und nicht nur die des Marktplatzbetreibers. Der Checkout-Prozess kann bei Shopify jedoch kaum angepasst werden, obwohl der Warenkorb dort explizit mit unterschiedlichen Produkten von unterschiedlichen Händlern bzw. Verkäufern gefüllt werden kann – und in diesem Fall unterschiedliche AGB von den Usern akzeptiert werden müssten.

Mit den Shopify Extensions ist es auch nicht möglich, den Checkout so zu erweitern, dass mehrere AGB-Checkboxen vorhanden sind. Eigentlich müsste eine AGB-Checkbox für den Marktplatzbetreiber, also unseren Kunden selbst, und dann für jedes Produkt im Warenkorb, abhängig von den jeweiligen Händlern, vorhanden sein.

Im Warenkorb können sich z.B. vier Produkte befinden: zwei blaue Handtücher von Händler A, ein weißes Handtuch von Händler B und ein zweites weißes Handtuch von Händler C, da Händler B das Produkt nur noch einmal vorrätig hat und der Marktplatz nach Produkten und nicht nach Händlern strukturiert ist. Im Checkout sollte es daher nicht nur eine AGB-Checkbox nach dem Motto „Alles klar“ geben, sondern für jeden Händler eine eigene AGB-Checkbox, da jeder Händler eigene AGB hat.

Für die rechtlichen Anforderungen an den Checkout-Prozess auf Marktplätzen ist es daher schwierig, den Checkout von Shopify zu erweitern. Marktplatzbetreiber müssen adäquate Alternativen finden. Eine Möglichkeit ist die Implementierung von zusätzlichen Informationsseiten und sehr deutlichen Hinweisen während des Checkout-Prozesses. Eine vollständige Lösung dieser Herausforderung erfordert individuelle Entwicklungsleistungen außerhalb der Shopify-Umgebung.

3. Herausforderung: Zahlungsabwicklung

Die Bezahlung sollte auch auf Marktplätzen direkt zwischen Käufer und Verkäufer erfolgen. Der Marktplatzbetreiber erhält dann seine Gebühr bzw. Provision vom Verkäufer. Bei Shopify ist dies jedoch nicht möglich, da die E-Commerce-Lösung die Zahlungen direkt übernimmt und der Marktplatzbetreiber das Geld nach Abzug der Provision an die Verkäufer auszahlt.

Dies führt zu regulatorischen Problemen, da der Marktplatzbetreiber rechtlich als Bank agiert, indem er die Zahlungen (wenn auch nur für kurze Zeit) verwahrt. Für die Zahlungsabwicklung ist eigentlich eine Banklizenz erforderlich – deswegen empfiehlt sich die Einbindung eines entsprechenden Zahlungsdienstleisters mit einer Banklizenz der BaFin.

Die Zahlungsabwicklung ist mit Shopify Payments so nicht möglich. Ein externer Zahlungsdienstleister, z.B. Mollie Online Payments als Plugin, ist daher zwingend erforderlich. Dafür müssen bei der Entwicklung des Marktplatzes von Mirakl und Shopify mit Mollie zwei Dinge beachtet werden:

  • a) Der Payment-Anbieter wie Mollie muss direkt an Mirakl angebunden sein, damit Mirakl technisch unterscheiden kann, welcher Betrag und damit welche Provision im Bezahlvorgang abzuwickeln ist. Grundsätzlich muss diese Unterscheidung in jedem Mirakl Marktplatz vorgenommen werden, so dass dies für diese Shopify Integration nicht explizit relevant ist.
  • b) Allerdings verbietet Shopify nun die Nutzung bestimmter Zahlungsanbieter wie z.B. PayPal, wenn diese über einen externen Zahlungsanbieter wie Mollie angeboten werden. In diesem Fall gilt die Shopify Policy, die PayPal ausschließt.

Kurzum: Der Betrieb von Shopify im Marktplatzumfeld für eine rechtskonforme Zahlungsabwicklung ist mit PayPal-Anbindung aus Policy-Gründen derzeit nicht möglich.

Fazit und Ausblick

Die Kombination von Mirakl und Shopify ermöglichte eine schnelle Implementierung des Marktplatzes – die Time-to-Market immer im Blick, damit unsere Kunden alles online verkaufen können. Durch eine detaillierte Planung und den Einsatz weiterer Technologien konnten wir die zentralen Herausforderungen meistern und eine funktionsfähige Plattform bereitstellen. In Zukunft werden wir weiterhin nach Möglichkeiten suchen, die Integration der Technologien untereinander zu verbessern und neue technische Lösungen zu implementieren, um die Anforderungen unserer Kunden optimal zu erfüllen.

Trotz einiger Herausforderungen ist es also möglich, leistungsfähige E-Commerce-Lösungen wie einen Marktplatz mit Mirakl und Shopify in kürzester Zeit aufzubauen. Mit der richtigen Herangehensweise und flexiblen Lösungen kann auch Dein Unternehmen neue digitale Wirklichkeiten schaffen.

Wenn Du vor ähnlichen Herausforderungen bei der Implementierung eines Marktplatzes stehst oder Unterstützung bei komplexen E-Commerce-Projekten benötigst, stehen wir Dir gerne zur Seite. Kontaktiere das Team von kernpunkt und bespreche mit uns, wie wir Dein Projekt effizient und erfolgreich umsetzen können.

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Matthias Steinforth

Managing Partner

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